Impulse für eine gerechte und inklusive Arbeitswelt
Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist für Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten erschwert. Sie sind öfter von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen ohne Beeinträchtigungen. Probleme bei der Jobsuche zeigen sich besonders bei Neuanstellungen nach einer Arbeitslosigkeit oder dem Start ins Berufsleben. Hier setzt die Leipziger Inklusionskonferenz an und bringt alle wichtigen Akteur*innen für einen barrierearmen Austausch auf Augenhöhe zusammen.
Arbeitgeber*innen und Personalverantwortliche erweitern ihr Wissen über Barrierefreiheit am Arbeitsplatz und bekommen anhand von Best-Practice-Beispielen eine bessere Vorstellung zu Leistungsfähigkeit und Einsatzmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Die zentrale Rolle spielen aber die Betroffenen selbst. In innovativen Vermittlungsformaten werden vielfältige Expertisen und Perspektiven von Menschen mit Beeinträchtigungen sichtbar. Durch wissenschaftliche Inputs, Talks und kulturelle Beiträge öffnet sich der Blick über individuelle Erfahrungen hinaus auf strukturelle Barrieren und deren Überwindung.
In den Jahren 2016 und 2018 wurde die Konferenz als Projekt des Kompetenzzentrums für Vermittlung und Integration unter dem Titel "AuVschwung" veranstaltet.
3. Leipziger Inklusionskonferenz „Bildung, Vermittlung & Arbeit“
Die Leipziger Inklusionskonferenz „Bildung, Vermittlung & Arbeit“ 2022 diskutierte am 01.12.2022 im Leipziger Kubus praktische Aspekte der beruflichen Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Menschen mit Behinderungen mit ihren Erfahrungen waren die zentralen Akteur*innen der Konferenz.
Prof. Dr. Stephan A. Böhm von der Universität St. Gallen setzt mit der „Wirkungslandkarte zur beruflichen Inklusion von Menschen mit Behinderungen“ und neusten Erkenntnissen die wissenschaftliche Grundlage für den Tag. Es wurde deutlich, dass sich Unternehmen mehr auf Menschen mit Behinderung einlassen müssen. Denn Inklusion nützt allen und fördert Leistungsfähigkeit und Gesundheit sowie die Innovationsleistung von Teams. „Diversität ist eine Chance, Inklusion ist sie zu nutzen.“, so Prof. Böhm.
Ein Höhepunkt der Konferenz war die „Lebendige Bibliothek“. Hier waren die Bücher aus Fleisch und Blut. Menschen mit Behinderungen berichteten aus ihrem Arbeitsleben. In einem geschützten Rahmen durften sie von den Zuhörer*innen gelesen werden. Die Lebensgeschichten sind oft spannend wie ein Krimi. So lernten die Gäste eine ehemalige Werkstattmitarbeiterin der Diakonie am Thonberg kennen, die sich nun fest angestellt auf dem ersten Arbeitsmarkt als Performerin beim Tanzlabor Leipzig verwirklicht. Ein weiteres „Buch“ erzählte die Geschichte eines Mannes, der in Teheran taub geboren wurde und von seinen Hürden und Möglichkeiten auf dem Weg zum Autobauer. Er musste seine Heimat verlassen und lebt nun mit seiner Frau uns den Kindern in Deutschland. Er hat die Deutsche Sprache und Deutsche Gebärdensprache gelernt, musste neu anfangen und viele Steine bei Seite schieben. Jetzt ist er glücklich, dass er eine Ausbildung im Berufsbildungswerk machen kann und freut sich auf einen Abschluss, um arbeiten gehen zu können.
Bei der 3. Leipziger Inklusionskonferenz war Barrierefreiheit Praxis: Die Programmpunkte wurden live untertitelt sowie in Leichte Sprache und Deutsche Gebärdensprache übersetzt. Bei der Veranstaltung wurde der Service Hörunterstützung angeboten und mithilfe des Sennheiser MobileConnect-Systems übertragen. Mithilfe eines Graphic Recordings wurde eine Art visuelles Protokoll erstellt, das den Zugang zu den Inhalten der Konferenz erleichterte.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
AuVschwung 2018: 2. Konferenz für Vermittlung, Arbeit und Inklusion
Am 6.12.2018 fand im Leipziger Kubus die 2. Konferenz für Arbeit, Vermittlung und Inklusion statt. Eingeladen zur Konferenz hatte das Projekt AuVschwung*, das seit 2016 Menschen mit Schwerbehinderung auf dem Weg in Arbeit begleitet und Unternehmen bei Fragen zur betrieblichen Inklusion berät. Die 125 geladenen Gäste folgten mit Spannung dem Vortrag von Professor Bertolt Meyer von der TU Chemnitz. Unter der Fragestellung: „Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Arbeitsplatzkiller oder Chance für Menschen mit Behinderungen?“ wagte Meyer einen Ausblick in die Zukunft der Arbeit und beschrieb die Auswirkungen des technischen Wandels auf Menschen mit Behinderungen.
„Für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem Arbeitsmarkt ist die Digitalisierung Chance und Risiko zugleich“, so Meyer. Körperliche und bestimmte geistige Beeinträchtigungen werden in Zukunft besser ausgeglichen und dadurch wird noch mehr Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen in den Arbeitsmarkt möglich. Allerdings werden einfache Arbeiten und geschützte Räume seltener. Zudem bringe die Arbeitswelt 4.0 auch steigende geistige Anforderungen und psychische Belastungen mit sich. „Durch Technologie wandeln sich auch Stereotype gegenüber Menschen mit Behinderung.“ Menschen die vorher als schwach oder hilfebedürftig erschienen, könnten durch den Einsatz hochentwickelter Technologien als Konkurrenz wahrgenommen werden, erklärte Meyer.
Sehr positiv beschrieb Tobias Schmidt, Hauptgeschäftsführer der BBW-Leipzig-Gruppe den technischen Wandel mit Blick auf die Praxis in seinem Unternehmensverbund: „In unseren Bereichen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Digitalisierung mehr Chance als Risiko ist – auch für Menschen mit Behinderung“. Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung des Inklusionspreises AuVschwung 2018 an eine Teilnehmerin des Projekts. Übergeben wurde der Preis vom Beauftragten der Sächsischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Stephan Pöhler. Mit viel Mut und eigenem Engagement wandelte sich die AuVschwung-Teilnehmerin, Marianne Schleusing, von einer Bürokraft zur singenden Alltagsbegleiterin und arbeitet nun in einer Pflegeeinrichtung für ältere Menschen. So wie Frau Schleusing wurden bisher 36,1 % der Projekteilnehmenden durch AuVschwung vermittelt. „Dies ist eine beeindruckende Quote. Besonders vor dem Hintergrund, dass viele der Teilnehmenden mit multiplen Beeinträchtigungen leben und einige über mehr als zehn Jahre ohne Job waren“, so Rita Eichhorn, die für die BBW-Leipzig-Gruppe das Projekt koordiniert. „Es ist davon auszugehen, dass die Vermittlungsquote bis Projektende im Mai 2019 sogar noch steigt.“ In ihren Schlussworten äußerte Eichhorn den Wunsch, die Erfahrungen und das Wissen aus dem Projekt in die Einrichtung einer dauerhaften Servicestelle in Leipzig überführen zu können. Dafür brauche es die Mittel und den Mut.
AuVschwung 2016 - Konferenz für Vermittlung, Arbeit und Inklusion
Psychische Erkrankung - (k)eine Frage der Einstellung?!
Knapp 100 Gäste folgten am 30.11.2016 der Einladung zu einer Inklusionskonferenz für Vermittlung, Arbeit und Inklusion in den Leipziger Kubus. Veranstalter war das Projekt AuVschwung der Agentur für Arbeit Leipzig in Kooperation mit dem Jobcenter Leipzig, das Arbeitgeber verstärkt sensibilisieren will, mehr Menschen mit Behinderung auszubilden oder zu beschäftigen.
Im Rahmen der bundesweiten „Aktionswoche für Menschen mit Behinderung“ der Bundesagentur für Arbeit, die in diesem Jahr zum sechsten Mal vom 28.11. – 2.12.2016 für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Gesellschaft und Arbeitswelt wirbt, ging es als Schwerpunkt um psychische Erkrankungen. Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, stellte im Impulsreferat klar, dass psychische Erkrankungen auch als Krankheit verstanden und demzufolge behandelt werden müssen. In Betrieben brauche es einen offeneren Umgang damit. Ob psychische Erkrankungen in die Arbeitslosigkeit führen oder Arbeitslosigkeit zu psychischen Erkrankungen führt war einer von vielen Diskussionspunkten, die auf der Konferenz besprochen wurden.
"AuVschwung steht für Aktivierung und Vermittlung schwerbehinderter Menschen und nachhaltige gesellschaftliche Inklusion", so Rita Eichhorn, Projektleiterin des Berufsbildungswerkes Leipzig, welches das Projekt seit Juni im Auftrag der Agentur umsetzt. "Dazu gehört eine barrierefreiere Personalpolitik auf Arbeitgeberseite", so Eichhorn weiter. Daher verstehe sich das Projekt als Servicestelle für Arbeitgeber, die über Fördermöglichkeiten informiert, zur Eingliederung berät und gleichzeitig Fachkräfte mit Behinderung vermittelt. Das Projekt gehört zum Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur „intensivierten Eingliederung und Beratung von schwerbehinderten Menschen“. Unter den 23.035 Arbeitslosen in Leipzig mit Stand November 2016 haben 1.188 eine Schwerbehinderung.
Weiterführende Informationen
Antidiskriminierungsstelle: Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarktsituation schwerbehinderter Menschen 2021Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen: Die UN-BehindertenrechtskonventionBeauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen: Die UN-Behindertenrechtskonvention (In Leichter Sprache)
Kontakt zu uns
Ira Kummrow
Abteilungsleiter*in Kompetenzzentrum für Vermittlung und Integration
Tel. 0341 41 37-2001
Mobil: 0151 422 523 97
kummrow.ira@bbw-leipzig.de
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